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Gefährdungsbeurteilung & Brandschutz auf Veranstaltungen: Sicherheit beginnt mit Verantwortung
Gefährdungsbeurteilung für Veranstaltungen: Warum das Thema aktueller denn je ist
Veranstaltungen – insbesondere Festivals – stehen aktuell stark im Fokus sicherheitsrelevanter Diskussionen. Wenn bei einem international bekannten Event plötzlich die Hauptbühne in Flammen steht und Bilder davon um die Welt gehen, wird einmal mehr deutlich: Die Frage nach Sicherheitskonzepten ist zentral. Die mediale Aufmerksamkeit für solche Vorfälle zeigt nicht nur, wie sensibel das Thema geworden ist, sondern auch, wie schnell sich technische Inszenierung in ein Risiko verwandeln kann – wenn Sicherheitsmechanismen nicht mitgedacht werden.
Von historischen Bränden bis heute: Geschichte des Brandschutzes
Brandschutz auf Veranstaltungen hat eine lange Geschichte. Einer der bedeutendsten Einschnitte war der verheerende Ringtheaterbrand am 8. Dezember 1881 in Wien, bei dem mehr als 380 Menschen ihr Leben verloren. Die Katastrophe offenbarte auf tragische Weise die Schwächen in der damaligen baulichen und organisatorischen Sicherheitsstruktur: verschlossene Ausgänge, nach innen öffnende Türen, brennbare Dekorationen und mangelnde Fluchtmöglichkeiten.
Die Reaktionen auf dieses Unglück waren weitreichend und prägend für ganz Europa. In der Folge wurden zahlreiche Sicherheitsstandards eingeführt, die bis heute wirken: die Pflicht zu nach außen öffnenden Notausgängen, Brandschutzvorhänge zur Trennung von Bühne und Zuschauerraum, regelmäßige Kontrollen durch Behörden, Vorschriften zur Imprägnierung von Dekorationen sowie die Einführung der Brandwache. Diese Maßnahmen bildeten die Grundlage für spätere Gesetzeswerke wie die Versammlungsstättenverordnung (VStättVO), die bis heute das Rückgrat sicherheitsrelevanter Planung in der Veranstaltungsbranche bildet.
Die Entwicklung seither zeigt: Sicherheit ist ein dynamisches Feld. Mit der zunehmenden Komplexität von Veranstaltungen – etwa durch modernste Technik, großflächige LED-Wände, Pyrotechnik, komplexe Set-Bauten oder aufwendige Ton- und Lichtinstallationen – wachsen auch die potenziellen Gefahren. Diese Vielfalt macht es umso wichtiger, frühzeitig zu sensibilisieren und Veranstaltungsplanung ganzheitlich zu denken.
Gefährdungsbeurteilung: Fundament jeder Veranstaltung
Jede Veranstaltung sollte auf dem Papier beginnen – mit der Gefährdungsbeurteilung. Sie ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben (u. a. durch das Arbeitsschutzgesetz, DGUV V1 oder der Betriebssicherheitsverordnung), sondern auch der Schlüssel, um Gefahrenpotenziale frühzeitig zu erkennen und gezielt zu minimieren.
Rechtliche Grundlagen und Anforderungen:
Das Arbeitsschutzgesetz fordert: „Der Arbeitgeber hat entsprechend der Art der Arbeitsstätte und der Tätigkeiten sowie der Zahl der Beschäftigten die Maßnahmen zu treffen, die zur Ersten Hilfe, Brandbekämpfung und Evakuierung der Beschäftigten erforderlich sind.“
Die DGUV V1 ergänzt:
„Der Unternehmer hat eine ausreichende Anzahl von Versicherten durch Unterweisung und Übung im Umgang mit Feuerlöscheinrichtungen zur Bekämpfung von Entstehungsbränden vertraut zu machen.“
Praktisch bedeutet das:
- Ausgebildete Brandschutz- und Ersthelfer müssen vor Ort sein.
- Je nach Veranstaltungsart ist die Anwesenheit einer Brandschutzwache oder der Feuerwehr erforderlich.
- Pyrotechnische Gegenstände dürfen nur unter Aufsicht einer nach Sprengstoffrecht geeigneten Person eingesetzt werden.
Zu berücksichtigende Aspekte:
- Materialien (z. B. Brennverhalten von Baustoffen)
- Technische Ausstattung (z. B. Stromlasten, Pyrotechnik, Gasversorgung)
- Wetterbedingungen und Standortfaktoren
- Besucherzahlen, Bewegungsmuster, Fluchtwege
- Aufbau- und Ablaufplanung (inkl. Zuständigkeiten und Schnittstellen)
Typische Stolperfallen:
- Nicht ausreichend gekennzeichnete oder zugestellte Fluchtwege
- Nicht gewartete oder nicht DGUV-geprüfte Geräte
- Unklare Verantwortlichkeiten bei sicherheitsrelevanten Freigaben
Unser Partnerunternehmen scape:it ist auf Veranstaltungssicherheit spezialisiert und unterstützt Veranstalter, Behörden und Fachplaner bei der Entwicklung, Prüfung und Umsetzung sicherheitsrelevanter Prozesse. Im Fokus stehen dabei nicht nur die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, sondern vor allem die strukturierte Kommunikation zwischen allen Beteiligten – nachvollziehbar, rechtskonform und praxisorientiert.
Die Zusammenarbeit mit scape:it:
- Gemeinsame Entwicklung maßgeschneiderter Sicherheitskonzepte
- Integration kreativer Inszenierungen in verlässliche Sicherheitskonzepte
- Unterstützung von der ersten Gefährdungsbeurteilung bis zur Umsetzung vor Ort
- Einbindung externer Fachkräfte, klare Zuständigkeiten, digitale Dokumentation
Gemeinsam sorgen wir mit scape:it also dafür, dass Veranstaltungen nicht nur beeindrucken, sondern auch sicher gelingen – mit Struktur, Fachwissen und einem klaren Verständnis für Verantwortung.
STOPV-Prinzip: Der strategische Fünfklang der Sicherheit
Ein zentrales Instrument im Arbeitsschutz und damit auch im Veranstaltungsbrandschutz ist das sogenannte STOPV-Prinzip. Es beschreibt die Reihenfolge und Priorisierung von Schutzmaßnahmen – von der wirksamsten bis zur individuellsten. Ziel ist es, systematisch Risiken zu reduzieren und dabei möglichst früh anzusetzen:
S – Substitution Gefahrenquellen vermeiden oder durch weniger gefährliche Alternativen ersetzen z.B.:
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T – Technische Maßnahmen
Schutz durch bauliche oder technische Lösungen z.B.:
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O – Organisatorische Maßnahmen Maßnahmen, die durch klare Abläufe und Struktur für Sicherheit sorgen z.B.:
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P – Persönliche Schutzausrüstung (PSA) Individuelle Schutzmaßnahmen und Verhalten z.B.:
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V – Verhaltensbezogene Maßnahmen Maßnahmen, die das sicherheitsbewusste Verhalten durch Kultur, Motivation und Kommunikation fördern z.B.:
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Das STOPV-Prinzip funktioniert dann besonders wirksam, wenn Maßnahmen kombiniert werden. Wichtig: Die Reihenfolge ist nicht beliebig – es wird stets versucht, Gefahren zuerst präventiv zu vermeiden (S), bevor man auf technische (T) oder organisatorische (O) Maßnahmen zurückgreift.
Bereits in der Planungsphase arbeitet Stageventure deshalb eng mit Experten wie André Gonstalla zusammen – Meister für Veranstaltungstechnik, Fachmeister für Veranstaltungssicherheit und Fachkraft für Arbeitssicherheit. Durch diese vorausschauende Einbindung entstehen Veranstaltungs- und Bühnenkonzepte, die nicht erst nachträglich abgesichert werden müssen, sondern von Beginn an mit einem klaren Sicherheitsrahmen geplant sind. So lassen sich kreative Ideen, technische Umsetzungen und präventive Maßnahmen nahtlos verzahnen. Das STOPV-Prinzip wird dadurch nicht nur dokumentiert, sondern praxisnah und ganzheitlich in alle Planungsprozesse integriert.
Szenische Begründung: Feuer ist nicht gleich Feuer
Ob Flammenwerfer, Pyro-Fontänen oder offenes Feuer: Feuer auf der Bühne kann ein starkes gestalterisches Mittel sein. Damit es zum Einsatz kommen darf, muss es jedoch szenisch begründet sein – also dramaturgisch notwendig und nicht austauschbar. Ein einfaches, metaphorisches Beispiel: Bei einer Pfadfinderinszenierung auf der Bühne wäre ein Lagerfeuer durchaus schlüssig und Bestandteil der Szene – in diesem Fall also szenisch begründet. Die eigentliche Herausforderung besteht jedoch darin, in der Gefährdungsbeurteilung zu definieren, wann ein Feuereffekt notwendig ist und wann eine sichere Alternative wie LED-Flammen oder Kaltvernebelung ausreicht.
Grundsätzlich gilt: Jeder Einsatz von Feuer – ob klein oder groß – muss sicherheitsfachlich begleitet werden. Pyrotechnik darf ausschließlich nach klarer Freigabe und unter Aufsicht entsprechend zertifizierter Fachleute eingesetzt werden.Unsere Erfahrung zeigt: Gerade hier scheitert es in der Praxis oft an klaren Zuständigkeiten und einer sauberen Dokumentation. Gemeinsam mit scape:it und weiteren Partnern unterstützt Stageventure Veranstalter dabei, frühzeitig Verantwortungsbereiche zu definieren, zu besetzen und abzusichern.
Warum an Sicherheit gespart wird (und warum das ein Trugschluss ist)
Sicherheit ist oft abstrakt. Gibt man 10.000 € für Brandschutz aus und es passiert nichts, wirkt es wie „verbranntes Geld“. Doch gerade das ist das Ziel: Dass nichts passiert.
Veranstalter stehen oft vor der Herausforderung zwischen kreativer Vision, Budgetrahmen und Sicherheitsanforderungen abzuwägen. Dabei kann der Eindruck entstehen, dass Sicherheitsmaßnahmen rein auf die Wahrscheinlichkeit eines Schadensfalls reagieren. In Wirklichkeit geht es aber darum, Verantwortung zu übernehmen, Risiken systematisch zu bewerten und Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen kreative Konzepte sicher verwirklicht werden können. Aber wie wahrscheinlich ist ein Unfall mit offenem Feuer, falschen Materialien oder ungeprüfter Technik wirklich? Die Antwort lautet: Nur so unwahrscheinlich, wie gut du vorbereitet bist.
Einfaches Beispiel für eine unsichtbare Gefährdungssituation:
Ein Geländer kostet vielleicht ein paar Hundert Euro in der Anschaffung. Wird es installiert, stürzt niemand ab – es passiert also nichts. Wird es weggelassen, weil bislang auch nichts passiert ist, ist das Risiko unsichtbar – bis es plötzlich sichtbar wird. Sicherheitsmaßnahmen entfalten ihre Wirkung gerade dadurch, dass sie Unfälle verhindern, bevor sie geschehen. Genau deshalb ist es so entscheidend, sie mit der gleichen Sorgfalt zu planen wie jedes technische oder kreative Detail.
Sicherheit lohnt sich also nicht erst, wenn etwas passiert. Sie schafft Vertrauen, Verbindlichkeit und eine sichere Umgebung für alle Beteiligten.
Materialkunde Exkurs: Was brennt, was schützt?
Ein oft unterschätzter Aspekt: Auswahl und Umgang mit Materialien. Bühnenstoffe wie Molton gelten zwar als schwer entflammbar, ihre Schutzwirkung ist jedoch stark von Umgebungsbedingungen abhängig. So kann beispielsweise imprägnierter Bühnenmolton nach starkem Regen seine flammenhemmenden Eigenschaften verlieren. Auch fehlerhafte Lagerung, UV-Strahlung oder mechanischer Abrieb können die Brandschutzeigenschaften von Materialien beeinträchtigen. In der Gefährdungsbeurteilung müssen daher nicht nur die Baustoffklassen (z. B. B1 nach DIN 4102 oder schwer entflammbar nach EN 13501-1) berücksichtigt werden, sondern auch der tatsächliche Zustand der Materialien vor Ort. Eine bloße Materialdeklaration ersetzt keine Sichtprüfung oder fachliche Bewertung. Ebenso wichtig ist die Dokumentation darüber, wann welche Materialien wie behandelt oder ausgetauscht wurden.
Sicherheitsplanung ist Kommunikation
Ein Event kann nur so sicher sein wie seine Kommunikation. Wer ist Veranstalter? Wer Betreiber? Wer hat technische Leitung, wer gibt die Freigaben?
DIN 15750 definiert klare Rollen und Verantwortlichkeiten in der Veranstaltungsorganisation und dient als strukturgebendes Fundament für ein sicheres Organigramm. Ergänzt wird diese Norm durch die DGUV-Information 215-310, die sie inhaltlich übernimmt und praxisnah interpretiert. Sie macht deutlich: Eine Veranstaltung lässt sich nur sicher durchführen, wenn die Verantwortlichkeiten nachvollziehbar und eindeutig geregelt sind – etwa zwischen Veranstalter, Betreiber, technischer Leitung und weiteren beteiligten Gewerken.
In der Praxis ist das jedoch oft nicht der Fall. Verantwortung wird nicht selten pauschal der Veranstaltungsleitung zugeschrieben, ohne die konkreten Zuständigkeiten differenziert abzubilden. Das birgt Risiken – insbesondere bei komplexeren Produktionen, wenn es im Ernstfall darum geht, wer für welche sicherheitsrelevante Entscheidung verantwortlich war. Je klarer die Strukturen, desto weniger Raum bleibt für Missverständnisse, Verzögerungen oder Fehlentscheidungen.
Scape:it liefert Lösungen, um Sicherheitsprozesse sichtbar, verbindlich und prüfbar zu machen. So wird aus Absprache Dokumentation – und aus Verantwortung Sicherheit.
Kommunikation mit Behörden: unterschätzte Herausforderung?
Ein weiterer kritischer Punkt in der Sicherheitsplanung betrifft die Zusammenarbeit mit Ämtern und Genehmigungsbehörden. In Deutschland existieren zwar gemeinsame Regelwerke wie die Versammlungsstättenverordnung. Die Auslegung und Anwendung ist jedoch keineswegs einheitlich geregelt: Je nach Bundesland, Kommune oder sogar Sachbearbeiter können sich Anforderungen, Verfahren und Erwartungshaltungen teils erheblich unterscheiden.
Hinzu kommt, dass nicht in jeder Stadt ausgebildete Veranstaltungsmeister oder spezialisierte Sicherheitsexperten in den Behörden tätig sind. Stattdessen werden sicherheitsrelevante Entscheidungen oft von Verwaltungsmitarbeitenden mit Fortbildungswissen getroffen – was nicht zwingend falsch ist, aber zu Unsicherheiten führen kann. Manche Behörden sichern sich mehrfach ab, andere verlassen sich stark auf externe Einschätzungen. Besonders bei kleineren Kommunen fehlt es häufig an technischer Infrastruktur oder tiefergehender Erfahrung in der Beurteilung komplexer Eventkonzepte. Diese Uneinheitlichkeit erschwert die Planung, erhöht den Abstimmungsaufwand und kann im Zweifel wichtige Zeit kosten.
Deshalb setzt Stageventure immer auf klare Kommunikation, strukturierte Dokumentation und partnerschaftlichen Dialog – unabhängig davon, ob man mit einem großen Ordnungsamt oder einer kleinen Kreisverwaltung zusammenarbeitet.
Fazit: Sicherheit ist kein Störfaktor, sondern Teil der Show
Große Shows, ausgefallene Konzepte, faszinierende Bühnenwelten – all das ist möglich, wenn Sicherheit von Anfang an professionell mitgedacht wird. Genau dafür steht Stageventure: als Partner für Veranstalter, die sowohl beeindrucken als auch verantwortungsvoll planen wollen.
Mit tiefem Verständnis für kreative Prozesse, langjähriger Erfahrung in der Veranstaltungsbranche und dem engen Schulterschluss mit Experten wie André Gonstalla und scape:it sorgt Stageventure dafür, dass Sicherheitskonzepte nicht isoliert entstehen, sondern integraler Bestandteil der gesamten Eventarchitektur sind. So lassen sich auch komplexe Open Air Veranstaltungen, technische Großproduktionen oder szenische Darstellungen auf ein tragfähiges Sicherheitsfundament stellen.
Grundsätzlich gilt: Wer Sicherheit nicht dem Zufall überlassen will, sollte auf einen erfahrenen, vorausschauenden und partnerschaftlich denkenden Experten setzen.